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Tabletten selbst gemacht
Kölner Apotheker rettet Flüchtlings-Baby Hajar
Held 2016

Köln - Für Bahia und Ali Ibrahim ist Thomas Grützner ein absoluter Held. Der Apotheker aus Longerich winkt ab: „Ach, das hätte doch jeder andere Kollege genauso gemacht“, meint er bescheiden.
 


Thomas Grützner mit Familie Ibrahim.
Foto: Martin Zenge
 

Das sieht das syrische Ehepaar aber ganz anders – denn durch sein beherztes Eingreifen hat Grützner dem Baby der beiden womöglich das Leben gerettet.

Wettlauf gegen die Zeit

Die knapp elf Monate alte Hajar ist schwer herzkrank, muss jeden Tag mehrere Tabletten einnehmen, um ein normales Leben führen zu können.

Ende letzter Woche gingen der Flüchtlingsfamilie die Medikamente aus. Und: Die Syrer benötigten auch noch ein neues Rezept.

Es begann ein Wettlauf gegen die Zeit. Nachdem sie eine neue Verschreibung bekommen hatte, betrat die Familie am späten Nachmittag die Charlotten-Apotheke in Longerich – die goldrichtige Wahl...


Die selbst hergestellten Medikamente Grützners retteten Baby Hajar wohl das Leben.
Foto: Martin Zenge

Denn dort nahm Thomas Grützner das Rezept entgegen. Es stellte ihn aber vor riesige Schwierigkeiten, da solche Tabletten für Babys kaum hergestellt werden.

Die Lösung kommt aus Gießen

Der Apotheker: „Eine Säuglingsdosierung wird nicht fertig von der Industrie geliefert.“ Ergo: Er hatte kein passendes Präparat vorliegen.

Was nun? Grützner stand gewaltig unter Druck, recherchierte mehrere Stunden lang und rief schließlich auf der Intensivstation eines Gießener Krankenhauses an.

In diesem war das Mädchen nach ihrer Ankunft in Deutschland am Herzen operiert worden. Ein Arzt gab den entscheidenden Hinweis: „Er hat mir versichert, dass ich das Medikament selbst aus Erwachsenentabletten herstellen kann.“

Gesagt, getan. Grützner machte sich an die Produktion der Tabletten und lieferte sie weit nach Feierabend persönlich im Flüchtlingsheim ab.
Die Tabletten waren sicher lebensnotwendig“, so seine Einschätzung.

Den Ibrahims blieb damit eine Menge Leid erspart.

Dramatische Vorgeschichte

Ihre Vorgeschichte ist schon dramatisch genug: Ali und Bahia flüchteten mit Hilfe von Schlepperbanden getrennt aus Syrien, erst auf dem Weg nach Deutschland wurde Hajars Herzfehler festgestellt.

Hier angekommen, musste das Baby dann einen Monat auf der Intensivstation verbringen.

Ohne Thomas Grützners Handeln wäre Hajar womöglich wieder dort gelandet...